Ein typischer Fall von Pop Life. Gestern ganz oben und heute abgesagt.
Die Berliner Sängerin Luci van Org war letzten Sommer mit ihrem genial trivialen »Mädchen«-Song in aller Radiohörer Ohr und auf vordersten Hitparadenplätzen. Nach dem Hit kam lange nichts und dann eine CD. Auf dem Silberscheibchen versuchten »Lucilectric«, die einmal gefundene erfolgreiche Musik-Masche in anderen Stückchen fortzuspinnen.
Aber: So eine Ohrwurm-Melodie haben van Org und ihr musikalischer Partner an der Gitarre Ralf Goldkind his jetzt nicht nochmal gefunden — und das Thema Sex nervt, wenn Luci mit naiver kleinmädchenhafter Attitüde in einem runden Dutzend Songs drüber singt.
In Tübingen, wo eine Hälfte des Publikums zwischen acht und 14 ist (den anderen Teil machten his auf ein paar »Verirrte« die Eltern aus), hat die Sache einen satirischen Touch: Viele, die Luci zuhören, machten sich sonst wohl eher übers neueste Computer-Spiel oder das geliebte Reitpferd Gedanken als über Reibungen im körperlichen Zusammensein der Geschlechter...
So erinnert der »Zoo«Gig an eine Stunde Pop-Früherziehung. Luci und ihre vollprofessionell agierenden vier Begleiter lassen die Kids mitsingen und bringen den Ahnungslosen am Ende gar noch ihre Version von Mittelschicht-Pogotanz bei. Und: Die Musiker liessen sich eventuellen Unmut über den Flop nicht anmerken, zogen — mit einem für ganz andere »Hallen« gedachten technischen Riesenaufwand — das Konzert rund 50 Minuten lang durch.
Am Ende gab's dann noch eine Viertelstunde Zugaben — und Luci unterhielt sich mit ihren Fans ungezwungen noch eine gute halbe Stunde. Nett. (mpg)